Zeitzeugeninterview an der Gesamtschule Gartenstadt: Erinnerung bewahren – Zukunft gestalten

Am vergangenen Dienstag hatten Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Gartenstadt die besondere Gelegenheit, an einem Zeitzeugeninterview teilzunehmen. Im Mittelpunkt stand das Schicksal von Eva Weyl, die während der NS-Zeit im Durchgangslager Westerbork interniert war. Die Zeitzeugin berichtete eindringlich von ihrem Leben im Lager, den Erfahrungen von Enge, Hunger und Unsicherheit sowie dem Gefühl ständiger Bedrohung. Besonders bewegend war die Schilderung der täglichen Diskriminierung, die sich nzunächst nur in offenen Schikanen und später in einem industriell betriebenen Völkermord zeigte.

Für die Jugendlichen war es eine eindrucksvolle Begegnung, die Geschichte unmittelbar erfahrbar machte. Viele von ihnen kannten Westerbork zuvor nur aus Geschichtsbüchern. Durch die persönlichen Erlebnisse bekamen die abstrakten Fakten ein Gesicht und eine Stimme. Die Schilderungen machten deutlich, wie zerstörerisch Diskriminierung wirken kann, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und gestoppt wird.

Im Vortrag wurde auch die Gegenwart einbezogen. Eva Weyl verdeutlichte die vielfältigen Formen von Ausgrenzung: damals und heute – etwa Mobbing im Alltag, im Internet oder auf dem Schulhof. Dabei wurde klar: Diskriminierung und Intoleranz sind keine Probleme der Vergangenheit, sondern auch aktuelle Herausforderungen. Es wurde betont, wie wichtig solche Begegnungen für die Werteerziehung sind. In einer Gesellschaft, die von Vielfalt geprägt ist, sei es entscheidend, Haltung zu zeigen: für Toleranz, für Respekt und für das Miteinander. Erinnerung an die Vergangenheit und Verantwortung für die Zukunft gehören untrennbar zusammen.

Ein zentrales Anliegen der Veranstaltung war es, die Jugendlichen zu sogenannten „Zweitzeugen“ zu machen. Das bedeutet, dass sie das Gehörte weitertragen und mit eigenen Worten an andere Menschen weitergeben. So wird das Erinnern lebendig gehalten, auch wenn es irgendwann keine Zeitzeugen mehr geben wird.

Das Zeitzeugeninterview in der Gesamtschule Gartenstadt zeigte, dass Geschichte nicht nur im Schulbuch stattfindet, sondern in lebendigen Begegnungen, die berühren und verändern können. Die Schülerinnen und Schüler nahmen nicht nur historisches Wissen mit, sondern auch eine klare Botschaft: Jeder kann und muss dazu beitragen, Diskriminierung entgegenzutreten und eine offene, respektvolle Gesellschaft zu gestalten.