Freiheit – Liebe – Tango

Konzert am 20. März in der Aula der GE Dortmund-Gartenstadt

„Vielfalt und Lebendigkeit waren ein Fest für die Seele“ – so sprach eine Zuhörerin nach dem Konzert, das wie ein Musikgemälde von Lateinamerika mit vielen Facetten temperamentvolle und zarte Töne vor ausverkauftem Haus präsentierte. Beteiligt waren das Orchester der Gesamtschule Dortmund-Gartenstadt, der andere chor herdecke mit seinen etwa 50 Sängerinnen und Sängern, die Big Band Brass Connection, ebenfalls in der Gartenstadt zu Hause sowie einige Kleingruppen. Fast wie eine klassische Sinfonie aufgebaut war das gesamte Konzert mit sich steigernder Musik und poetischen Texten bekannter lateinamerikanischer Dichterinnen und Dichter und gewollten klanglichen und inhaltlichen Brüchen.

Das Orchester startete mit einem Tanz aus Estancia des argentinischen Komponisten Alberto Ginastera, eine Musik mit typisch lateinamerikanischem Rhythmus: 6/8- plus ¾-Takt in einem, nicht leicht zu spielen, nicht leicht zu hören, aber glänzend ausgeführt vom Orchester  der Gesamtschule Dortmund Gartenstadt, geleitet von Ernst-Walter Hemmerich, der auch die gesamte Leitung und das Programm konzipiert hatte.

Schon die Begrüßung war nicht so, wie man sie kennt, sondern in lateinamerikanischem Spanisch in farbenprächtiger kolumbianischer Tracht mit dem berühmten Gedicht des chilenischen Dichters Pablo Neruda „Paz para los crepusculos“ – „Friede für die Abenddämmerungen“, vorgetragen von Catalina Restrepo. In eindrucksvollen Sprachcollagen wurde sowohl die heutige politische Situation beleuchtet wie auch in die Vergangenheit mit den vielen Militärdiktaturen im 20. Jh. zurückgeblickt, die unendliches Leid über diesen Kontinent gebracht hatten und in der heutigen Zeit mit dem preisgekrönten Film „I’m still here“ aufgearbeitet wird. Der Canto General mit Neruda-Texten und Theodorakis-Musik, sehr anspruchsvoll in seiner Rhythmik unter der Leitung von Dieter Kannengießer, bezog sich direkt auf diese Zeit.

Das Quintett Erda Saluto überzeugte durch ausdrucksstarke Improvisation der Sängerin Daniela Rothenburg, vor allem bei dem bekannten Klassiker „The Girl from Ipanema“, der mit schwebender Leichtigkeit daherkam. Ernesto Che Guevara schaute in dem Lied „Hasta siempre“ mit Free Jazz-Einlage für seinen Freiheitskampf auch mal kurz um die Ecke.

Im Mittelpunkt des Abends stand das Credo aus der Misa de Buenos Aires von Martin Palmeri, auch „Tango-Messe“ genannt, ein Satz mit verschiedenen Stimmungen, schwierigen Rhythmen und etlichen Tempowechseln, mal düster und schleppend, mal kraftvoll und lebendig, musikalisch inspiriert von Astor Piazzolla. Chor und Orchester meisterten dieses Bravourstück intonationssicher mit großer Präzision und leidenschaftlicher Hingabe und wurden mit langem Applaus belohnt.

Im 2. Teil kam nach einem ruhigen Start des Ensemble Chroma unter der Leitung von Dieter Kannengießer die Samba-Reise der Big Band Brass Connection (Ltg.: EW Hemmerich) mit mehreren brasilianischen und mexikanischen Klassikern und brachte den Saal klanglich fast zur Explosion, originale Samba-Rhythmen auf originalen brasilianischen Instrumenten mit mehr als 20 Bläsern, auch unter Einbeziehung des Publikums.

Danach wurde es leise, sehr leise: ein kubanisches Schlaflied, innig vorgetragen von drei Frauen des Chores, bei dem manchem die Tränen in den Augen standen und das mit Szenen-Beifall belohnt wurde.

Unterbrochen wurde die Musik immer wieder durch lustige, politische, nachdenkliche Zwischentexte von Maria Ferrada, Gioconda Belli, Ernesto Cardenal, Jorge Luis Borges und Pablo Neruda, eindrucksvoll vorgetragen von einzelnen Musikerinnen und Musikern. 

Und dann endete das Konzert wie es begonnen hatte, mit dem „Großen Friedensgesang“ Friede für die Abenddämmerungen mit dem Text von Neruda und der Musik von EW Hemmerich. Auch mit diesem Konzert haben die Musikensembles an der Gesamtschule Gartenstadt einmal mehr ihre Leistungsfähigkeit auch mit für Schulmusik ungewohnter Musik unter Beweis gestellt. Minutenlange standing ovations waren der Dank des Publikums.